Wohnhaus Morgenhalde

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Wohnhaus Morgenhalde
Ballwil

Im Spannungsfeld zwischen Erhalt und Erneuerung untersucht das Projekt am Bauernhaus Morgenhalde die Möglichkeiten einer zeitgenössischen Transformation historischer Substanz. Anstatt zu ersetzen, wird weitergebaut – mit Respekt vor dem Bestand und einem klaren architektonischen Anspruch. Die Zukunftsfähigkeit des Gebäudes liegt nicht in seiner Perfektion, sondern in seiner Offenheit für Veränderung.

Im Zentrum des Projekts steht der weitgehende Erhalt der bestehenden Bausubstanz, deren strukturelle Qualität nach eingehender Analyse als tragfähig und nutzbar beurteilt wurde. Wohnhaus und Stall, als Einheit geplant und über Jahrzehnte gewachsen, bieten das räumliche und konstruktive Gerüst für eine neue Nutzung mit zwei Wohneinheiten. Die Eingriffe erfolgen minimalinvasiv, aber präzise – mit dem Ziel, das räumliche Gefüge zu bewahren und dennoch heutige Anforderungen an Komfort, Energieeffizienz und Raumnutzung zu erfüllen.

Die Fassaden werden im Sinne des Bestehenden weitergeführt: Fensteröffnungen werden dort ergänzt, wo es funktional und gestalterisch notwendig ist, bleiben ansonsten aber dem historischen Raster verpflichtet. Die Eternitverkleidung wird entfernt und durch unbehandelte Holzschindeln ersetzt – eine Rückbesinnung auf regionale Bautraditionen und deren materialgerechte Ausdrucksform. Einzig ein grosses Eckfenster wird als bewusste Transformation eingeführt, ohne den Charakter des Hauses zu unterlaufen.

Im Inneren entsteht durch wenige Eingriffe eine neue räumliche Logik. Der Wohn- und Essbereich wird grosszügiger gefasst und öffnet sich über die gesamte Raumhöhe, während andere Zonen – insbesondere die ehemaligen Stuben – ihre gedrungene Intimität behalten. Im einstigen Stall entsteht eine Kleinwohnung, deren Raumwirkung durch das Entfernen des Heubodens deutlich aufgewertet wird. Die ursprüngliche Struktur bleibt ablesbar, ihre atmosphärischen Qualitäten werden gestärkt statt nivelliert.

Die energetische Ertüchtigung erfolgt zurückhaltend, aber wirksam: Die thermische Hülle wird punktuell verbessert, ohne den Charakter des Hauses zu überformen. Materialien wie Holz und Stein werden nicht durch neue Schichten verborgen, sondern sorgfältig aufgearbeitet und als Teil des architektonischen Ausdrucks sichtbar gemacht. Der Umbau verzichtet auf gestalterische Überhöhung – und gewinnt gerade dadurch an Tiefe.

Das Projekt am Bauernhaus Morgenhalde ist ein Beispiel dafür, wie ländliche Baukultur nicht museal konserviert, sondern in zeitgemässer Weise fortgeschrieben werden kann. Es zeigt, dass Nachhaltigkeit nicht in technischer Innovation allein liegt, sondern im sorgfältigen Umgang mit dem, was bereits da ist.